Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum S.)

von Roland Bauböck und Marianne Karpenstein-Machan

Warum sollte man auf den Anbau dieser Pflanzen umsteigen?

Maisdeckelung einhalten, Beitrag zur Biodiversität in der Agrarlandschaft, Boden- und Gewässerschutz, Bienenweide sowie Akzeptanzförderung der Bioenergie in der Bevölkerung.

Stand der Entwicklung 

Die in Nordamerika beheimatete Durchwachsene Silphie aus der Familie der Korbblütler wurde zunächst als Futterpflanzen in Deutschland angebaut und seit einigen Jahren intensiv auch für den Einsatz als Energiepflanze beforscht. Durch Anbauversuche konnte gezeigt werden, dass die Spitzenerträge der Silphie mit 20-28 t Trockenmasse (TM) pro Hektar (ha) durchaus höher liegen können als beim Silomais (1). Über verschiedene Standorte und Anbauversuche gemittelt, liegen die TM-Erträge der Silphie jedoch niedriger als beim Silomais (2), (3), (4) (5). Durch eine bessere Wasserausnutzung besitzt die Silphie auf schlechteren Böden Standortvorteile gegenüber dem Silomais. Die Silierbarkeit der Silphie kann als sehr gut angesehen werden, die Methanausbeute liegt mit 10-15% unter dem Niveau von Silomais (6). Neuere Anbauversuche mit Untersaat unter Deckfrucht Silomais haben gezeigt, dass auf diese Weise auch im ertragslosen ersten Jahr der Silphie mit einer Silomaisernte von 50-80% des gewohnten Niveaus gerechnet werden kann (7) (8).

Rechtliche Situation

Der Ackerstatus der Fläche bleibt trotz der Anbaudauer von über fünf Jahren erhalten: „Mehrjährige Energiepflanze“, CODE 853.

Als Substrat für Biogasanlagen kann Silphie auf den sogenannten Greeningflächen (ökologische Vorrangflächen) angebaut und geerntet werden. Es wird ein Gewichtungsfaktor von 0,7 angerechnet, siehe: (https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Landwirtschaft/EU-Agrarpolitik-Foerderung/OekologischeVorrangflaechen2019.pdf?__blob=publicationFile&v=2).

Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist auf Greeningflächen nicht erlaubt. Auf Nicht-Greeningflächen kann als einziges derzeit zugelassenes Pflanzenschutzmittel Stomp® Aqua (BASF) für die Unterdrückung von Kräutern im Anbaujahr eingesetzt werden.

Wirtschaftlichkeit

Die Anbaukosten für Silphie sind im Anbaujahr höher als beim Silomais, dafür liegen sie aber in den Folgejahren durch das Wegfallen der Bodenbearbeitung, des Säens und des Saatgutes deutlich darunter, wie sich mit dem KTBL Leistungs-Kostenrechner Pflanzenbau ermitteln lässt (9). Wolf et al. (10) berechnen für einen guten Standort mit Pachtkosten <700 €/ha, bei 15-jähriger Nutzungsdauer sogar geringere Methangestehungskosten als bei Silomais. Nach Biertümpfel (11) führt die geringere Methanausbeute der Silphie zu Substratkosten, die um 20% über den Kosten für Silomais liegen. Diese Berechnung ist allerdings weniger differenziert als bei Wolf et al. Seit 2018 ist die Silphie mit Faktor 0,7 für das Greening (5% ökologische Vorrangflächen auf Betrieben mit > 30 ha) anrechnungsfähig. Allerdings dürfen auf diesen Flächen keine Pflanzenschutzmittel mehr angewendet werden, was im Etablierungsjahr der Silphie problematisch sein könnte.

Ökologie

Die Silphie hat als mehrjährige Blühkultur gegenüber dem Silomais gleich mehrere Vorteile zu bieten. Als Blühpflanze dient sie als Bienenweide, und zwar in einer Zeit (Juni-September) in der viele andere Blühpflanzen schon abgeblüht sind. Durch die Mehrjährigkeit wird zudem Bodenerosion und Nährstoffverlagerung vermieden (6). Der Herbizideinsatz beschränkt sich auf das Anbaujahr, da die Pflanzen nach der Etablierung konkurrenzfähig gegen Ackerwildkräuter sind. Für Silomais zugelassene Herbizide können hierfür eingesetzt werden (9). Eine Rückführung der nährstoffreichen Gärreste trägt außerdem zur Kreislaufwirtschaft bei.

Betriebliche Umsetzung

Als Dauerkultur fällt Silphie aus der Fruchtfolge heraus und benötigt eine Fläche, die über viele Jahre zur Verfügung steht. Aufgrund der geringen Arbeitsintensität, die Silphie nach der Etablierung erfordert, bieten sich hofferne und ungünstig zugeschnittene Flächen an.

Klimatische Voraussetzungen: Silphie ist an mitteleuropäisches Klima angepasst, sie besitzt Frosthärte und ist relativ trockentolerant.

Standort: Die Bodenansprüche sind im Vergleich zu Silomais geringer; ab Ackerzahl 30 ist der Anbau möglich, bessere Böden mit guter Wasserverfügbarkeit dankt sie allerdings mit höheren Erträgen.

Saatgut: vorbehandeltes Saatgut vom Züchter, z. B. Donausilphie (https://www.donau-silphie.de/) oder Fa. Christensen, hier liegt auch eine Anbauanleitung vor (12).

Praxisbeispiel

Die Silphie wird mittlerweile bundesweit, auf mittlerweile schon 10.000 ha (Stand 03/2022), für die Verwertung in den Biogasanlagen angebaut. Auf der Webseite der „Donausilphie“ kann man sich über Anbaustandorte in Deutschland informieren: https://www.donau-silphie.de/Silphienfelder

Zum Weiterlesen

1. Vetter, A. Optimierung des Anbauverfahrens für Durchwachsene Silphie ( Silphium perfoliatum) als Kofermentpflanze in Biogasanlagen sowie Überführung in die landwirtschaftliche Praxis [online], 2010 [Zugriff am: 16. Oktober 2019]. Verfügbar unter: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:27-20110117-113553-2

2. Hartmann, A.; Burmeister, J.; Fitz, M.; Walter, R. Dauerkulturen. Aufzeigen der bayernweiten Anbaueignung [online], 2018 [Zugriff am: 16. Oktober 2019]. Verfügbar unter: http://www.tfz.bayern.de/mam/cms08/rohstoffpflanzen/dateien/tfz_bericht_54_dauerkulturen_ges.pdf

3. Wurth, W.; Jilg, A.; Messner, J.; Löffler, C.; Elsäßer, M.; Züricher, A. Was leisten „alternative“ Kulturen im Vergleich zu Energie-Silomais? [online], 2015. In: Grünland effizient und umweltschonend nutzen, 2015. Verfügbar unter: https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/ipz/dateien/aggf_2015_alle.pdf

4. Hofmann, D.; Uhl, J.; Lunenberg, T.; Fritz, M.; Marzini, K. Energiepflanzen für die Biogaserzeugung [online], 2017 [Zugriff am: 16. September 2019]. Verfügbar unter: https://www.biogas-forum-bayern.de/De/Fachinformationen/Substrate/nachhaltig-erneuerbar-energie_EnergiepflanzenfurdieBiogasproduktion.html

5. Pfeiffer, J.; Hotho J. Standortangepasster Anbau von Biomasse auf schwermetallkontaminierten Arealen der Region Freiberg. Begleitstudie zum Anbauversuch im Rahmen des Ziel Projektes RekultA [online], 2013 [Zugriff am: 17. Oktober 2019]. Verfügbar unter: http://www.rekulta.org/fileadmin/downloads/Ziel3-Projektstatus/Anbauversuche/FINAL_Anbaustudie_RekultA_02.pdf

6. Andrade, D.; Barth, J.; Dandikas, V.; Lichti, F. Verwertung von Körnermaisstroh für die Biogaserzeugung. In: FNR/KTBL-Kongress „Biogas in der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven, S. 75-81.

7. Heimler, F; Maendy, F. Etablierung der Durchwachsenen Silphie mittels Saat [online], 2017 [Zugriff am: 17. Oktober 2019]. Verfügbar unter: http://www.tfz.bayern.de/mam/cms08/rohstoffpflanzen/dateien/17pfr014_mb_tfz_silphie_saat.pdf

8. Karpenstein-Machan, M. Silphie: Silomais der Zukunft? Auch ohne umfangreiche Züchtung schon erfolgreich, 2017. Energie aus Pflanzen, 2017, (5), 56-59).

9. KTBL. Online Leistungs-Kostenrechner Pflanzenbau [Software] [Zugriff am: 17. Oktober 2019]. Verfügbar unter: https://daten.ktbl.de/dslkrpflanze/postHv.html;jsessionid=4B0BC035F682369829465F296733CA47

10. Wolf, L.; Schätzl, R.; Hartmann, A. Silomais ist nicht unersetzlich. Dem schlechten Image von Silomais steht immer das unschlagbare Argument entgegen: der unerreicht günstige Preis. Das muss aber nicht immer so gelten, zeigen Berechnungen aus Bayern. Dies gilt vor allem bei längerer Nutzungsdauer und auf weniger guten Standorten., 2016. DLG-Mitteilungen.

11. Biertümpfel, A.; Reinold, G.; Köhler, K. Durchwachsene Silphie – eine Ergänzung zum Silomais, 2019. In: FNR/KTBL-Kongress „Biogas in der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven, S. 110-119.

12. N.L. Chrestensen: Die Durchwachsene Silphie [online]. [Zugriff am: 19. August 2020]. Verfügbar unter: https://www.chrestensen.de/durchwachsene-silphie/