Kommunale Bioabfälle

von Roland Bauböck und Marianne Karpenstein-Machan

Warum sollte man auf diese Technik/Entwicklung umsteigen?

Reduzierung von Kosten durch teure Anbaubiomasse, Maisdeckelung einhalten, Vermeidung von Konkurrenz um Ressourcen, Beitrag zur Kaskadennutzung von Ressourcen.

Stand der Entwicklung 

Bei der Nutzung von Bioabfällen in Biogasanlagen müssen die Vorgaben der Bioabfallverordnung (BioAbfV) beachtet werden. Bioabfälle sind z.B. pflanzliche Reststoffe, die bei der Lebensmittelproduktion, in der Landwirtschaft, über die Biotonnen der Privathaushalte oder bei der Garten- und Parkpflege anfallen. Auch Abfälle, die aus dem Veterinärrecht ausgeschlossen sind, unterliegen der BioAbfV (1). Für den Einsatz von Bioabfällen in Biogasanlagen müssen zudem die genehmigungsrechtlichen Vorgaben beim Substrateinsatz/Substratwechsel für EEG-geförderte Anlagen beachtet werden. Nach FNR-Angaben (2) existiert in Deutschland ein jährliches Trockenmasseaufkommen (Braune Tonne) von weniger als 2 Mio. Tonnen. Zurzeit wird der größte Teil hiervon kompostiert und ein sehr geringer Anteil energetisch verwertet. Da diese Abfälle zum Großteil über die kommunalen Abfallentsorgungsunternehmen eingesammelt und zentral kompostiert werden, wäre auch die Anlieferung an einer Biogasanlage denkbar und möglich.

Rechtliche Situation

Die Anlage muss für die Vergärung von Bioabfällen genehmigt (BImSchG) sein und die Bioabfälle müssen getrennt erfasst sein und mind. 90 Massenprozent betragen (EEG). Bioabfälle und deren Verwertung in Biogasanlagen unterliegen in jedem Fall der Bioabfallverordnung (Abfallschlüsselnummern 20 02 01, 20 03 01 und 20 03 02 der BioAbfV). Emissionsarme Lagerung sicherstellen, evtl. in geschlossenen Containern, Technik zur Störstoffbeseitigung vorsehen. Wenn in einer Anlage Abfälle (nach Abfallrecht) oder tierische Nebenprodukte (nach Veterinärrecht) vergoren werden, muss das Gärprodukt auf jeden Fall vor dem Inverkehrbringen als Dünger hygienisiert werden.

Wirtschaftlichkeit

Bioabfälle haben als Abfallprodukt keine Erzeugungskosten und müssen lediglich eingesammelt und zum Anlagenstandort transportiert werden. Für die Bioabfälle, die bisher kompostiert werden, müssten neue Liefer-und Abnehmerbeziehungen zwischen Anlagenbetreibern und den Abfallentsorgern entstehen.  Inwieweit sich das umsetzen lässt, muss sicherlich für jeden Fall, also jede Kommune/Gemeinde im Einzelfall geprüft werden. Aus einem kg Frischmasse Bioabfall (40% TM) lassen sich nach KTBL (3) ca. 123 Nl Biogas mit einem CH4-Gehalt von 60% gewinnen.4

Ökologie

Laut Umweltbundesamt (https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/bioabfaelle#verwertungswege-biogener-abfalle) wurden im Jahr 2017 10,1 Mio. Tonnen biogene Siedlungsabfälle aus deutschen Haushalten, Gewerbebetriebn und aus der kommunalen Grünpflege eingesammelt. Der weitaus größere Teil hiervon wurde kompostiert und ein kleiner Teil in Biogasanlagen vergoren. Zwar wird aus dem kompostierten Bioabfall nährstoffreiche Erde, aber die darin gespeicherte Energie wird nicht genutzt. Für eine optimierte Kreislaufwirtschaft und zur Steigerung der Nutzung von Energie aus Rest- und Abfallstoffen wäre es daher besser, wenn mehr Bioabfälle in Biogasanlagen genutzt würden. Denn auch nach der Energiegewinnung stellt der Gärrest aus Bioabfall ja noch einen hochwertigen organischen Dünger dar, mit dem sich mineralischer Dünger in der Landwirtschaft gut ersetzen lässt.

Betriebliche Umsetzung

Bei bestehenden Biogasanlagen, die nach geltenden Fassungen des EEG und der Vergärung von NawaRos und/oder Gülle genehmigt sind, können Bioabfälle nicht eingesetzt werden. Anders sieht es hingegen beim Neubau einer Anlage oder einer Teilnahme an der 10-jährigen Weitervergütung nach dem Auslaufen der ersten Vergütungsperiode aus. In diesen beiden Fällen kann der Betreiber die Anlage unter Beachtung aller genehmigungs-, abfall-, veterinär-und wasserrechtlicher Vorgaben mit Bioabfällen beschicken. Dies gilt auch für reine NawaRo-Anlagen aus der ersten Förderperiode.

Praxisbeispiel

Die Marburger Entsorgungs GmbH betreibt am Standort ihrer Kompostanlage im Stadtteil Cyriaxweimar eine Biogasanlage zur Vergärung und Energiegewinnung von kommunalen Bioabfällen. Im Gegensatz zur reinen Kompostierung, können die Bürger nun auch Speisereste und Fette mit in die dafür vorgesehenen Tonnen entsorgen, da diese ein energiereiches Substrat für die Biogasgewinnung darstellen: Eine Win-Win Situation für beide Seiten.

Zum Weiterlesen

1. Wilken, D.; Knabel, M.; Ikenmeyer, K.; Lebuhn, M. Rechtliche Anforderungen beim Einsatz verschiedener Substrate in Biogasanlagen [online], 2016 [Zugriff am: 17. Oktober 2019]. Verfügbar unter: https://www.biogas-forum-bayern.de/media/files/0001/Einsatzstoffe-und-Konsequenzen-rechtlicher-Aenderungen-2013.pdf

2. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) (Hrsg.). Biomassepotenziale von Rest- und Abfallstoffen – Status Quo in Deutschland [online], 2015. Verfügbar unter: https://mediathek.fnr.de/band-36-biomassepotenziale-von-rest-und-abfallstoffen.html

3. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Wirtschaftlichkeitsrechner Biogas [Online-Tool], 2017 [Zugriff am: 23. Oktober 2019]. Verfügbar unter: https://daten.ktbl.de/biogas/startseite.do;jsessionid=B2E169266CF6D1F8BD7E3963F7E1A5AA